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WGLi-Umschau | 3-2021                                                                                                                      9

Fotos: WGLi / Karolina Wrobel  Vom Beet zur Bücherbox

                               Die bunten Beete sind nunmehr seit vier Jahren ein echter Hingucker in der Nachbarschaft – was die
                               Neugier weckte: „Wir sind mit der Schulleiterin und einer Sozialpädagogin aus der benachbarten Hans-
                               Rosenthal-Schule ins Gespräch gekommen“, erzählt Mandy Friedrich. Der direkt neben dem Gemein-
                               schaftsgarten liegende WGLi-Spielplatz bietet an vielen Nachmittagen den Hortkindern der benachbar-
                               ten Grundschule willkommene Abwechslung. Die Idee entstand, dass die Schule doch auch zwei eigene
                               Hochbeete hier aufstellen könnte: „Letztes Jahr haben die Kinder hier dann schon Kartoffeln gepflanzt,
                               und deren Eltern übernahmen sogar die Sommerpflege der Beete“. Mittlerweile ist die Schulleiterin
                               stets gern gesehener Gast des KiezForums und beteiligt sich an der Entwicklung des Ortes: Bücher-
                               boxen, finanziert über den kommunalen KiezFonds und gemeinsam mit den Schulkindern gezimmert,
                               sollen künftig mehr Austausch der Eltern untereinander fördern und so helfen, ins Gespräch zu kommen.

                                                                  Digitale Community

                                                                              „Es braucht alle Teile der Nachbarschaft, um etwas zu bewegen“, sagt Monika Janke. Die
                                                                              Mitgründerin des KiezForums 1 weiß aus vielen Gesprächen mit Nachbarinnen und Nach-
                                                                              barn, dass ehrenamtliches Engagement nicht immer so einfach in den Alltag zu integrieren
                                                                              ist. „Es ist zwar immer besser, persönlich miteinander Kontakt zu halten, aber während der
                                                                              Pandemie mussten wir andere Formen finden“. Seit Beginn dieses Jahres gibt es nun ergän-
                                                                              zend zu den traditionellen monatlichen Begegnungen auch Online-Video-Konferenzen.
                                                                              „Das war am Anfang recht ungewohnt“, schildert Monika Janke. Gerade die lebensälteren
                                                                              oder mit den digitalen Medien wenig vertrauten Mitglieder des KiezForums standen dieser
                                                                              Form des Austausches skeptisch gegenüber: „Und bis heute erreichen wir über die On-
                                                                              line-Konferenzen nicht alle unsere Mitglieder“, bestätigt Ralf René Gottschalk, der neben
                                                                              Monika Janke als Co-Sprecher des KiezForums fungiert und die Online-Konferenzen mode-
                                                                              riert. „Der Vorteil ist jedoch, dass wir hierüber während der Pandemiezeit unsere Kontakte
                                                                              zu vielen weiteren Engagierten in der Region halten und sogar ausbauen konnten“, so der
                                                                              Co-Sprecher. Die Stadtteilkoordinatorin des Bezirks nimmt regelmäßig an den Sitzungen
                                                                              und Diskussionen Anteil. Nicht zuletzt eröffnen die neuen Kommunikationsformen einen
                                                                              Raum, der auch Berufstätigen und zeitlich eingeschränkten Mitgliedern das Engagement
                                                                              erleichtert. „Ausgehend von diesen neuen Erfahrungen wollen wir uns künftig zweigleisig
                                                                              austauschen: denn die persönlichen Treffen nutzen vor allem die Älteren. In die Online-
                                                                              Konferenzen klicken sich meist Jüngere rein“, resümiert Monika Janke.

                               Wir und die Umwelt

                               Das KiezForum 1 richtet seinen Blick auch auf aktuelle Fragen der Bewohner in
                               der Region. „So werden wir als KiezForum mittlerweile von anderen Akteuren im
                               Gebiet angesprochen“, sagt Ralf René Gottschalk. „Die Diskussionen um Neube-
                               bauung und um die Erhaltung des Stadtgrüns verfolgen viele unserer Mitglieder
                               und Nachbar*innen sehr aufmerksam“, sagt Gottschalk. Deshalb setzte sich das
                               KiezForum mit dem Thema intensiver auseinander und stieß auf die von der Se-
                               natsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz 2019 veröffentlichte Um-
                               weltgerechtigkeitskarte: „Dort zeigt sich, dass ein Teil des Fennpfuhls zum Teil
                               durch Lärm, Luftschadstoffe, zu wenig Grünflächen und einem Ungleichgewicht
                               von Hitze und Feuchtigkeit übermäßig belastet ist“, bilanziert Gottschalk. „Diese
                               Probleme sind miteinander verzahnt und wir möchten unser Bezirksamt dabei un-
                               terstützen, gute und nachhaltige Lösungen für unseren Kiez und darüberhinaus-
                               gehend zu finden“. Denn auch der Mangel an Schulplätzen ist in Lichtenberg Ge-
                               genstand der Diskussion. Können Grünflächen erhalten und trotzdem Schulplätze
                               geschaffen werden? Das KiezForum will diese Diskussion im Fennpfuhl konstruktiv
                               begleiten: „Mit offenen Versammlungen sollen noch mehr Menschen dazu ein-
                               geladen werden, ihre Vorstellung von einem lebens- und umweltgerechten Kiez
                               mitzugestalten“, sagt Ralf René Gottschalk.
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