… versucht, die Zeit wieder einzufangen

Schon öfters ist mir der Gedanke gekommen, dass man verlorengegangene Zeit einfach später wieder nutzen müsste. Im Märchen von der verlorenen Zeit sammeln vier Zauberer die vertrödelte Zeit von Kindern ein, die sie in Form von Sand einfangen und daraus einen Verjüngungskuchen backen.

Auf solch eine Möglichkeit wage ich natürlich gar nicht zu hoffen. Eine Zeitmaschine mit eingebautem Fluxkompensator wie in den Filmen „Zurück in die Zukunft“ würde meinen Wünschen da wohl schon eher entsprechen. In die Zeitmaschine setzen, den gewünschten Zeitpunkt der Ankunft ins Display eingeben und dann die damals nicht genutzten Chancen in vollen Zügen genießen. Obwohl die Quantentheorie in diese Richtung verheißungsvolle Studien liefert, möchte ich mich da lieber nicht auf die Wissenschaft mit ihren neuesten Erkenntnissen verlassen. Erst kürzlich gelang Quantenphysikern bei Experimenten der große Durchbruch: Ein extrem starkes Gravitationsfeld kann die Raumzeit so stark verbiegen, dass sie auf sich selbst zurückgekrümmt wird. Dabei entsteht eine „geschlossene zeitartige Kurve“ (closed timelike curve oder kurz CTC). In dieser Phase könnten Menschen eine zeitliche Schleife durchlaufen und auf diese Weise in die Vergangenheit zurückreisen. Aber wie gesagt, wenn ich bei dieser Entwicklung auf ein brauchbares Ergebnis warte, vertrödle ich auch nur wieder wertvolle Zeit.

Allerdings taugen auch Zaubersprüche, mit denen man die Zeit überwinden könnte, nicht für die Praxis. Wie oft habe ich nervigen Nachbarn, wie zum Beispiel der neugierigen und nachtragenden Inge, schon gewünscht: Ochsenkopf und Pferdehaar – Du lebst ab jetzt im letzten Jahr! Das Ergebnis? Nichts, nicht einmal andeutungsweise. Deshalb habe ich jetzt eine neue Strategie. Sie heißt: Carpe diem – nutze den Tag. Wenn ich zum Beispiel nicht vermeidbare Wartezeiten habe, dann nutze ich diese für eine kleine Englischlektion, zum Weiterlesen an einem Buch oder zum Aufschreiben von Ideen, die ich später umsetzen möchte. Und so gelingt es mir, früher verlorengegangene Zeiten einzufangen, Leerlauf also sinnvo