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© Peter Herlitze

Schrebergarten – Strebergarten?

September 2020

Dort vorne einen Blumenkohl holen, unmittelbar daneben nach den Radieschen greifen und auch die Erdbeeren gibt es gleich vor Ort. Alles an einem Ort hatte ich schon immer geliebt – aber warum sollte es nicht noch einfacher gehen, als deswegen jedes Mal zum Supermarkt zu fahren? So beschloss ich, mir einen kleinen Garten zuzulegen. Zumal es heißt: Willst Du für eine Stunde glücklich sein, so betrinke Dich. Willst Du für drei Tage glücklich sein, so heirate. Willst Du für acht Tage glücklich sein, so schlachte ein Schwein und gib ein Festessen. Willst Du aber ein Leben lang glücklich sein, so schaffe Dir einen Garten. Ich hatte Glück und bekam in der Kleingartenanlage „Schafe, Schafe“ eine kleine Parzelle. Von meinen Grundstücksnachbarn wurde ich mit netten Sprüchen auf das Herzlichste begrüßt. So etwa in der Art wie: „Hier sind alle fleißig und zum Faulenzen auf dem Grundstück haben wir alle keine Zeit“ oder „Dein Vorgänger hatte nicht unseren Humor, den haben wir ganz schnell weggeekelt“. Na gut, sagte ich mir, mach das Beste daraus – schließlich wird eine reichhaltige Ernte jedermann überzeugen, dass du ein guter Gärtner bist und alles richtig gemacht hast. Nun liegt zwischen der Aussaat und der Ernte bekanntlich ein beträchtlicher Zeitraum, in dem notorische Hobbygärtner von früh bis spät Unkraut zupfen und die Wege fegen. Mein Fall ist das nicht so ganz, das Obst und Gemüse wächst ja schließlich auch von alleine. Ein bisschen arbeiten und mich dann beim Lesen oder Malen erholen, das war meine Devise. Der Ärger mit der Nachbarschaft war also vorprogrammiert. Nicht, dass man mich direkt angesprochen hätte – der Feldzug gegen mich begann ganz profan. Als ich eines freitags in den Garten fuhr, um mir ein erholsames Wochenende zu machen, fand ich meinen Garten in einem bilderbuchmäßigen Zustand vor: die Wege akribisch geharkt, kein einziges Blättchen Unkraut zu sehen und die freien Flächen komplett mit Gemüse gepflanzt. Waren die Heinzelmännchen da? Tolle Nachbarn, dachte ich mir, besser hättest Du es ja wohl nicht treffen können – organisiere mal eine richtige Gartenparty mit einem Fass Bier und Original Thüringer Bratwürsten! Die Freude hielt jedoch nicht lange an, denn auf meinem Esstisch in der Laube lag die saftige Rechnung eines Gartenbaubetriebes und ein Zettel, unterzeichnet von allen meinen Parzellen-Nachbarn: „Wir dulden hier keinen Müßiggang. Wer selbst nichts tut, dem wird geholfen.“ Obst und Gemüse ernten wollte ich unbedingt – aber sich dafür jeden Tag stundenlang sinnlos krumm machen, nur um den anderen zu gefallen, das war nicht mein Ding. Ein morscher Baum auf meinem Grundstück brachte das Fass dann zum Überlaufen. Nach einer Gewitternacht lag er breit verteilt auf der gerade neu errichteten Terrasse des Nachbargrundstücks. Niemand glaubte mir, dass das Wetter am Schaden schuld war. Ich ließ mich nicht wieder hier blicken, denn ich fand schnell einen neuen Interessenten für das Grundstück. Und mein Obst und Gemüse? Das bisschen, was ich brauche, baue ich künftig auf meinem Balkon an – da quatscht mir wenigstens keiner dazwischen. Und ich kaufe mir einen Grill – dann habe ich jemanden zum Anmachen, wenn ich mal frustriert bin.