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© Peter Herlitze

Radfahrer haben immer recht

April 2022

Was meine Mutter schon früher immer über die Radfahrer schimpfte! Mit frivolen Ausdrücken und Sprichwörtern, die ich lieber nicht wiederholen möchte – manch zarte Seele wäre ansonsten verstört und erschüttert. Heutzutage jedenfalls ist es völlig egal, was man über Fahrradfahrer sagt – es gibt Ärger. Besonders in Berlin, wo Radfahrer inzwischen einen göttlichen Status genießen. Die Autos müssen ihnen Platz machen, auf der Straße, bei den Parkplätzen, bei der Wertschätzung. Sogar Fahrradautobahnen sollen gebaut werden – und das mitten durch die größten Parks, Berlins grüne Lungen und Erholungsoasen. Da muss man ja übermütig werden, wenn man als Radfahrer so hofiert wird. Oder wie ist es zu erklären, was so alles in der Stadt geschieht? Letzte Woche beobachtete ich einen Radfahrer, der ganz gemütlich Schlangenlinien genau vor der Straßenbahn fuhr. Der Straßenbahnfahrer fluchte und brüllte den Radfahrer an: „Eh, du Depp, du! Kannst du denn nicht woanders fahren?“ Darauf der Radfahrer, milde lächelnd: „Ich schon – aber du nicht!“ Am Prenzlauer Berg gratulierte ein Radler einem Fußgänger, den er gerade mit dem Fahrrad umgerissen hatte, mit: „Schwein gehabt – um diese Zeit fahre ich sonst nämlich Lastwagen.“ An unserer Kreuzung hielt ein Polizist eine Radfahrerin mit Baby an und fragte: „Weshalb kutschieren Sie Ihr Baby mit einem Fahrrad durch die Gegend? Es brüllt doch wie am Spieß!“ Darauf sie ganz unschuldig „Deshalb habe ich es ja dabei – meine Klingel ist kaputt.“ In Pankow knallte ein Radfahrer gegen einen Baum. Als er wieder zu sich kam, fragt ihn ein Sanitäter: „Mensch, wie konnte denn das passieren?“ Der Radfahrer: „Weiß ich auch nicht, ich habe geklingelt wie verrückt, aber er wollte einfach nicht zur Seite gehen!“ Das ist der Alltag, das ist das neue Normal. Trotzdem besteht der offizielle Wunsch, dass so viele Berliner wie möglich auf das Fahrrad umsteigen. Kein Wunder, dass mich da inzwischen auch etliche Freunde ansprachen und meinten, „Hermine, kauf Dir doch endlich auch ein Fahrrad. Dann kannst Du mitreden und gehörst zu den Guten“. Ich legte mir also eins zu, merkte aber schnell, dass das nicht meine Welt war. Statt auf der richtigen Seite befand ich mich nun im totalen Chaos, denn untereinander ging es bei den Radlern noch rauer zu als gegenüber den anderen Verkehrsteilnehmern. Wenn mich die Nachbarn fragten, wie es mit dem neuen Fahrrad geht, antwortete ich, es geht nicht, sondern es fährt. „Na gut, wie fährt dein Fahrrad?“, fragten sie nach. Es geht, antwortete ich. Mit meinen eh geringen Radfahrambitionen war es ganz vorbei, als mich ein Polizist anhielt und sagte, wenn das Licht nicht geht, solle ich mein Fahrrad schieben. Das habe ich dann auch versucht – aber das Licht ging trotzdem nicht. Das fand ich gar nicht witzig – sonst hätte ich an dieser Stelle ganz sicher einen neuen Radfahrerwitz erzählt – aber den fahrrad ich nun nicht!