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© Peter Herlitze

Platzkampf vor der Tür

August 2021

Ich will gerade vor meinem Haus einparken und ziehe für den perfekten Einparkwinkel noch eine kleine Schleife nach hinten, um dann elegant in die letzte Parklücke zu stoßen. Mein Nachbar würde jedenfalls wieder einmal sagen können: „Ich wusste gar nicht, dass so viel Mann in Ihnen steckt, alle Achtung!“ Zum Glück konnte ich noch rechtzeitig bremsen – denn da steht plötzlich und unerwartet schon eine dicke Oberklasse in der Lücke. Der Mann darin, Typ Schnösel mit Weisungskompetenz gegenüber wehrlosen Untergebenen, grinst mich an und sagt „Wohl ein bisschen spät gekommen? Aber mit Ihrem Twingo verschandeln Sie das Umfeld vor dem Haus sowieso. Suchen Sie sich doch einen Platz hinter dem Haus, da stören Sie auch keinen.“ Typisch für Herrn Gelhaar aus der zweiten Etage, sogar seine eigene Frau behandelt er so herablassend. Aber viel besser oder besser gesagt weniger egoistisch sind einige andere aus dem Haus auch nicht. Der Herr Muskell beispielsweise, der den Tag zuhause an den Hanteln verbringt und vor lauter Kraft kaum laufen kann, stellt immer einen mit Beton ausgegossenen Eimer auf seinen Lieblingsparkplatz, weil er genau weiß, dass ihn niemand anderes wegtragen kann. Den Vogel schoss jedoch Herr Graureiher ab, im Kiez bekannt wie ein bunter Hund wegen seiner vielen krummen Geschäfte. Er stellte einfach ein geklautes Reserviertschild für Rollstuhlfahrer an einen der vorderen Parkplätze und schrieb seine eigene Autonummer drauf. Auf diese Weise waren die Parkplätze vor dem Haus ständig belegt, nicht einmal zum Ausladen hatten die anderen Hausbewohner Gelegenheit. Diese Situation forderte natürlich meinen Ehrgeiz heraus, obwohl hier eine sehr harte Nuss zu knacken war. Meine Taktik setzte darauf, die Egoistentruppe psychisch zu zermürben, eine Strategie der Nadelstiche war gefragt. Mit Hilfe der Nachbarschaft organisierte ich eine Aktion nach der anderen. Zuerst parkten wir die Autos der Querulanten regelmäßig zu. Da es die Herren Wichtigtuer morgens immer eilig hatten, bedeutete das einen Zeitverlust von mindestens einer Stunde. Und jedes Mal, kurz bevor der Abschleppdienst eintraf, schaffte der junge Herr Tauber, ein Magier aus unserem Stadtteiltheater, das Auto des vermeintlichen Falschparkers unbemerkt und schnell weg. Die Anrufer blieben so auf den Kosten sitzen. Ein weiterer Baustein unserer Zermürbung war, abgelaufene TÜV-Plaketten aufzukleben und dem Ordnungsamt Bescheid zu geben. Die Klärung nahm natürlich nicht wenig Zeit in Anspruch. Für unseren Kraftprotz, Herrn Muskell, hatten wir uns etwas ganz Spezielles ausgedacht. Wir hatten seinen Betoneimer einfach auf dem Parkplatz angeklebt. Als er vergeblich versuchte, ihn wegzutragen, um sein Auto einzuparken, wurde er mit dem Spott des ganzen Hauses empfangen. Denn von den Balkonen gab es lauten Beifall und Bravorufe für sein sinnloses Unterfangen, den Eimer anzuheben. Auf diese Weise habe ich die Parkplätze vor dem Haus freigemacht für die rücksichtsvollen Zeitgenossen. Damit das den Egoisten aus dem Haus nicht auffällt, parken wir uns des Öfteren noch mal gegenseitig zu. Da ist die Freude der ehemaligen Blockierer dann jedes Mal groß, dass nicht sie den Ärger haben. Anmerkung: Ähnlichkeiten mit realen Nachbarn sind rein zufällig!