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© Peter Herlitze

Mein bester Schuss

Als ich mich vor Jahren entschloss, wieder ein bisschen Sport für meine gute Figur und meine Fitness zu treiben, landete ich in einer Frauen-Handballmannschaft.

Gleich beim ersten Spiel gelang mir – unter uns: ganz aus Versehen – der große Coup. Als ich verträumt in einer Ecke weitab des Tores stand, traf mich ein verirrter Ball am Bein. Ich erschrak dermaßen, dass ich eine sehr heftige spontane Bewegung machte und damit den Ball direkt im gegnerischen Tor versenkte. Unsere Trainerin und alle anderen Spieler auf dem Platz waren total begeistert. So einen Schuss hatten sie noch nicht einmal im Fernsehen gesehen – und es waren einige Sportbegeisterte unter uns, die so gut wie kein Spiel ausließen. Mein plötzliches Image hielt erstaunlich lange, fing aber irgendwann an zu bröckeln. Denn ich war maximal eine durchschnittliche Spielerin – und das wurde langsam auch den anderen klar. Also musste ich versuchen, diesen Imageverlust auf einem anderen Gebiet wieder wettzumachen.

Triathlon, sagte ich mir, hochangesehen, aber auch die dreifache Möglichkeit, beim Erfolg nachzuhelfen. Allerdings war ich hier auf Helfer angewiesen, alles musste stabsmäßig organisiert werden. Wichtig dabei war mir, dass ich zwar federführend war, aber keinerlei Verantwortung übernehmen musste. Bei der ersten Station, dem Schwimmen, legte ich wie wild los und schlug mich dann ins nächstgelegene Schilf. Dort wartete bereits mit meiner Startnummer und meinem Outfit meine Freundin Anke. Sie legte sofort Richtung Ufer los, als sie die ersten Rückkehrer sah, und wurde – natürlich – die Erste beim Schwimmen. Dort schwang sie sich aufs Fahrrad und radelte bis zum nächsten Kornfeld vor. Inzwischen war ich mit dem Auto bis Kilometer 178 gefahren und düste von dort aus mit meinem Rad ein paar Minuten zuvor los, bevor ich die Spitze der Radler erwartete. Hier stellte ich dann sogar einen Landesrekord auf, 20 Sekunden schneller als der bisher Beste. Nun ging es auf die Marathonstrecke und ich lief fast zwei Kilometer mit, ehe ich abtauchte. Ein paar hundert Meter vor dem Ziel stieg meine Freundin Paula in den Wettkampf ein und wurde als herausragende Siegerin des Wettkampfes empfangen. Alles wunderbar – aber eines hatte ich nicht bedacht: die gesamte lokale Presse war vor Ort. Am nächsten Tag erschien ich als Siegerin des Triathlons – dummerweise mit dem Bild meiner Freundin Paula. Dank der geschwätzigen Ilse aus unserem Haus dauerte es nicht länger als zehn Minuten, bis das gesamte Haus erfuhr, dass mit mir wieder einmal etwas nicht stimmte. Noch schlimmer jedoch war, dass auch die Presse Wind davon bekam und eine Leserdiskussion über Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und den anderen startete.

Na ja, manchmal geht ein Schuss eben auch nach hinten los. Aber es gibt außer Sport ja noch tausende andere Felder, auf denen ich beweisen kann, dass ich die Beste bin.