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© Peter Herlitze

Ich armer Schlucker ich

Mai 2021

Neulich hatte ich einen Traum. Ich saß an einem Sonntagmorgen allein an meinem Frühstückstisch und las die Zeitung. Plötzlich räusperte sich jemand laut – und ich sah erschrocken auf. Mir gegenüber saß unser Müllschlucker. Über und über besabbert. Er brauche einfach mal jemand zum Reden, sagte er mir. Jeder kippe seinen Müll über ihn aus und lasse ihn dann links liegen. Er sei ja an sich kein Kostverächter – aber dass kaputte Marmeladengläser, verschimmelte Gurken oder komplette Essensreste mit Soße einfach so in ihm abgeladen werden, gehe ihm wirklich über die Hutschnur. Ab und zu ein kleines Schlückchen Whisky über die Scharniere wären ja keine Katastrophe, im Gegenteil, sie könnten reinigend wirken und ein lautes Quietschen verhindern. Aber dass halbvolle Weinflaschen oder Bierbüchsen mit abgestandenen Resten bei ihm entsorgt werden, das würde ihm sauer aufstoßen. Nicht viel besser erginge es seinen Kollegen auf dem Hof, den Mülltonnen. Ständig würden sie mit den falschen Abfällen gefüttert, würden rundum beschmiert und beschmutzt und die Hälfte des Abfalls ginge schon auf dem Weg zu ihnen verloren. Als sich dann noch mein Mülleimer und mein Papierkorb mit an den Tisch setzten und im Duett schrien „Du bringst uns viel zu selten raus, Du bringst uns viel zu selten raus – tu endlich was, tu endlich was …!“, fühlte ich mich total in die Ecke gedrängt und wusste weder ein noch aus. Schweißgebadet wachte ich auf und versuchte, diesen Traum so schnell wie möglich zu entsorgen – natürlich nachhaltig und unter Beachtung aller Prinzipien der Achtsamkeit. Bevor ich den Traum vergessen wollte, konzentrierte ich mich noch einmal auf die Kernaussagen und fragte mich, ob ich eine Lehre daraus ziehen sollte. Aber sollte ich mich künftig etwa um jeden Dreck im Haus kümmern? Was mit dem ganzen Müll anfangen? Immerhin heißt es ja in der Müllwirtschaft: Dieser Dreck ist Gold wert. Aber da ich schon so gut wie Tag und Nacht für eine mentale Sauberkeit in der Nachbarschaft im Einsatz bin, war das keine Option für mich. Doch dann hatte ich eine geniale Idee. Ich ernannte den alten Herrn Krawutttke, der schon in seinem Arbeitsleben Titel sammelte wie andere Leute Briefmarken, zum Generalbevollmächtigten für Sauberkeit im und um das Haus. Jetzt ist er den ganzen Tag über mit Kontrollgängen beschäftigt und kein Verstoß entgeht seinen wachsamen Augen. Seitdem habe ich nicht nur ein noch besseres Gewissen, sondern schlafe auch ohne Angst vor schlimmen Alpträumen.