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© Peter Herlitze

Hermine Marple neben der Spur

Schon in meiner frühesten Jugend hatte ich eine Vorliebe für Krimis – egal, ob als Buch, Hörspiel, Theaterstück oder Film. Ich verschlang einfach alles. Kein Wunder also, dass ich mich irgendwann selbst als eine Art Miss Marple fühlte. Erfahrungen von der gezielten Befragung bis zur logischen Auswertung jedes noch so kleinen Sachverhaltes hatte ich ja bereits in unserem Haus und der weitläufigeren Nachbarschaft gesammelt. Ich ließ mir also ein großes Messingschild mit der Aufschrift „H. Kümmerlinde, Privatdetektivin“ anfertigen. Weil ich hier bekannt war wie ein bunter Hund, dachte ich, sofort mit Aufträgen überschwemmt zu werden. Fremdgehen, Diebstahl, Urkundenfälschungen oder oder oder … passieren doch alle naselang. Fast jeden Tag hatte ich bisher von derart menschlichen Verfehlungen gleich nebenan gehört oder diese sogar aufgedeckt. Nun saß ich also in meiner Detektei und wartete auf meinen ersten Fall. Als nach drei Wochen noch nichts passiert war, musste eine schlagende Idee her. So beschloss ich, einen spektakulären Fall zu erfinden, den ich dann in Rekordzeit mit Bravour lösen würde. Dann wären mir nicht nur Aufmerksamkeit und Respekt, sondern auch jede Menge Aufträge sicher. Ich hatte auch gleich einen guten Ansatz: In unserem Haus wohnte die Schriftstellerin Christa Agathi, die sich in den letzten Jahren einen Namen mit spektakulären Krimis gemacht hatte. Vor ein paar Tagen hatte sie mir erzählt, dass sie morgen für vier Wochen nach Amerika reise, um dort Stoff für neue Geschichten zu sammeln. Ihre Abwesenheit wollte ich nutzen, um ihre Scheinentführung im Haus publik zu machen und dann ihre Heimkehr dank meiner Arbeit gebührend zu feiern. Das Schwierigste war der Spagat, möglichst viele Nachbarn in die Entführung einzuweihen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass nichts nach außen drang. Denn die Polizei durfte von der ganzen Aktion keinen Wind bekommen. Ich war selbst erstaunt, wie perfekt mein Plan die ersten beiden Tage lief, alles klappte reibungslos. Am dritten Tag kam dann der große Knall. Zwei Nachbarn hatten Frau Agathi im Wohngebiet gesehen, allerdings nicht mit ihr sprechen können. In heller Aufregung lauerte ich am Haus und war froh, als Frau Agathi um die Ecke bog und niemand anderes in Sicht war. Ich nahm sie an den Arm und bat sie, schnell einmal mit in meine Wohnung zu kommen. Dort beichtete ich ihr alles und hatte furchtbare Angst vor ihrer Reaktion. Doch sie fing an, schallend zu lachen und bekam fast keine Luft mehr. „Das ist genau die Story, die ich gesucht habe – die schreibe ich jetzt und sehe mich erst danach in Amerika nach neuen Themen um“, sagte sie zu mir. Während ich sie bereits in Amerika wähnte, hatte sie erst ein paar Tage Station in Hamburg gemacht und vor dem Abflug festgestellt, dass sie ihren Pass zuhause vergessen hatte. Sie hatte auch gleich eine Idee parat, wie sie meinen Fall problemlos auflösen könne. Sie erzählte den Nachbarn, wie es ihr gelungen sei, sich selbst zu befreien und die Geiselnehmer verhaften zu lassen. Für den Abend lud sie die ganze Hausgemeinschaft zum Grillfest auf den Hof. Kosten und Organisation lagen in meinen Händen, als Wiedergutmachung. Und dann hatte ich noch einen Deal mit Frau Agathi vereinbart: Als bestinformierte Hausbewohnerin musste ich ihr auf unbestimmte Zeit mein gesamtes Wissen mit allen Nutzungsrechten zur Verfügung stellen.