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© Peter Herlitze

Eine haarige Angelegenheit

Eines Tages brachte mich eine Freundin auf eine gute Idee. „Du weißt so viel und Du erfährst immer so viel Neues“, sagte sie, „man könnte denken, Du hättest einen eigenen Friseursalon.“ – Dass ich da nicht selbst darauf gekommen war – den ganzen Tag mein Mitteilungsbedürfnis an wehrlos an den an den Frisierstuhl gebundenen Kunden ausleben dürfen und nebenbei auch meine Wissenslücken im täglichen Klatsch schließen zu können. Das war ein Job, der mir wie auf den Leib geschrieben schien.

Natürlich eröffnete ich so bald wie möglich meinen eigenen Friseursalon namens „zopf oder kahl“ und machte ordentlich Werbung im Haus. Meine erste Kundin war die misstrauische Hertha, die seit Jahren einen Friseur suchte, der ihre dünnen Löckchen in eine geeignete Form bringen konnte. Kriegen wir hin, versprach ich ihr und schlug eine doppelte Dauerwelle vor. „Hält doppelt so lange und die Haare wirken doppelt so stark“, sagte ich. Doppelt war allerdings nur der Schaden. Meine verbrannten Finger hätte ich ja noch verschmerzt, aber leider hatte ich auch Herthas Haare versengt und Haarbruch sowie eine kahle Stelle am Hinterkopf verursacht. Das Schmeichelhafteste, was sie im Haus hörte, war „… sieht aus wie eine nasse Katze, die man rückwärts durchs Gebüsch gezogen hat“. Damit sie mich nicht verklagte oder bei den Nachbarn verpetzte, musste ich mich verpflichten, ein Jahr lang alle Einkäufe für sie zu erledigen.

Bei meiner nächsten Kundin, Frau Siebenhaar aus dem dritten Stock, wollte ich ganz vorsichtig sein – denn sie ist Anwältin und scheut vor keinem Prozess zurück. Schon der erste Schnitt ging daneben, als sie sich plötzlich blitzschnell nach ihrer Handtasche bückte. Statt ein Stückchen des Ponys schnitt ich diesen ganz ab. Um davon abzulenken, versuchte ich, die Seiten als Blickfang zu gestalten und mit einer mehrfach gelockten Tolle auf dem Haupt ein Highlight zu setzen. Wer weiß, vielleicht hätte es auch gut ausgesehen, wenn ich an dem sich ständig bewegenden Kopf von Frau Siebenhaar nicht eine Stufe nach der anderen in die neue Frisur geschnitten hätte. Als ich „Fertig!“ sagte, blickte sie das erste Mal nach oben und sah in den Spiegel. So ganz schien sie mit dem Gesamtergebnis jedoch nicht zufrieden zu sein – denn plötzlich gellte ein langgezogener Schrei durch den Raum, verebbte plötzlich und ein fürchterlicher Schmerz durchzog meine rechte Hand. Mein Modell hatte sich vor lauter Wut an mir festgebissen. Und plötzlich stand Frau Siebenhaar vor mir und das Letzte, was ich sah, war ihre Faust. Als ich beim Arzt mit gerichteter Nase und gegipstem Arm erwachte, saß mein Frisurenopfer mit einer großen schicken Mütze an der Bettkante. Als findige Anwältin hatte sie natürlich sofort erkannt, dass ihr Schuldenkonto meines bei weitem überwog. Trotzdem war ich froh, dass sie mir einen Vergleich anbot – ein gegenseitiges Schweigen über unser momentanes Aussehen.

Vom Friseurberuf hatte ich nun die Nase im wahrsten Sinne des Wortes gestrichen voll. Nur der Verlust dieser wunderbaren Informationsquelle bereitete mir noch Kopfzerbrechen. Aber auch dieses Mal kam mir die passende Idee: Frisurenberatung für jeden Typ. Dafür könnte ich meinen kleinen Salon auch weiterhin nutzen und hätte auch künftig alle Vorteile eines Friseurs, ohne jemandem auch nur ein Härchen krümmen zu müssen. Kurz gesagt, das wäre haargenau das Richtige für mich!