Als Fernsehköchin weichgekocht

Im Fernsehen sieht alles immer so leicht aus. Kein Wunder, dass ich glaubte, meine Kochkünste mit denen von Jamie Oliver oder Christian Rach vergleichen zu können. Auf eine Fernsehkarriere durfte ich wohl nicht hoffen – aber im Internet standen mir doch sicher alle Wege offen! Mach es wie alle großen Künstler, dachte ich mir und kopiere erst einmal andere Größen der Branche. Dabei findest Du dann Deinen eigenen Stil.

Zu klein wollte ich mit meinem ersten Gericht nicht einsteigen – dann dauert es bis an die Spitze zu lange, sagte ich mir. Also legte ich vor mit geschmortem Schweinekinn und Spitzkohl. Beilage sollte ein selbstgebackenes Schwarzbrot sein. Dummerweise spielte mir mein Rechtschreibprogramm einen Streich und machte aus Thymian Teufelskralle. Die Beschwerden glichen einem mittleren Shitstorm, die übereinstimmende Aussage war, dass das Gericht furchtbar bitter und daher ungenießbar sei.

Mein zweites Rezept musste also relativ einfach sein und trotzdem höheren Ansprüchen genügen. Penne all‘ arrabbiata schien mir die richtige Basis dafür zu sein. Nicht nur wegen des Namens, übersetzt heißt das Gericht Pasta nach Art der zornigen Frau, auch geschmacklich erhoffte ich mir einen Treffer zu landen. Deshalb wollte ich dem recht einfachen Gericht eine Krone aufsetzen, indem ich statt des Parmesan Trüffel verwenden wollte. Und statt der gewöhnlichen roten Chilischoten sollten es Jalapenos sein. Mit dem neuen Namen Penne all‘ herminia hoffte ich, dass keiner an das Ursprungsgericht denkt, sondern von meiner kreativen Neuentwicklung begeistert ist. Ersteres ging in Erfüllung, aber Begeisterung sieht anders aus. Zumindest dann, wenn man wüste Beschimpfungen nicht dafür hält.

Nun stand ich vor der entscheidenden Frage: Einen dritten Versuch wagen oder doch lieber das machen, was ich am besten kann. Ich entschied mich für Letzteres und will nun meine reichhaltigen Kocherfahrungen als Speisekritikerin nutzen. Beginnen werde ich mit Bewertungen der Rezepte des Sternekochs Frank Rosin und mich dann international vorarbeiten.