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© Neyriss / stock.adobe.com

Mir kaufet nix, mir gucket bloß

Schon als Kind wurde ich zur Sparsamkeit erzogen, habe sie sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen. Meine Mutter war stets darauf bedacht, portionsgerecht zu kochen, sodass keine Rückstände weggeworfen werden mussten. Wenn ich bei einer Mahlzeit etwas übrig ließ, bekam ich es das nächste Mal wieder hingestellt. Eine Alternative gab es nicht – für mich wurde in diesem Fall nichts mitgekocht. Genauso war es bei Einkäufen. Alles war auf den Punkt zugeschnitten, sodass nie etwas übrig blieb. Wer nach dem Essen noch Hunger hatte, hatte laut meiner Mutter einfach keine Disziplin. Dass es keine Vorräte gab, muss ich wohl nicht erwähnen, auch im Kühlschrank standen höchstens ganz einsam ein Glas Senf neben einer Schachtel Margarine. Als ich zwölf Jahre alt war, fuhren meine Eltern einmal zwei Wochen in den Urlaub – aus Sparsamkeitsgründen natürlich ohne mich. Das hätten ein paar wunderschöne Tage für mich werden können, wenn meine Eltern nicht vergessen hätten, mir ein bisschen Haushaltsgeld dazulassen. Zum Glück hatte die Mutter meiner besten Freundin Elke ein Auge dafür, wenn etwas nicht in Ordnung war. Ohne weiter nachzufragen, war ich jeden Tag zum Mittag- und Abendessen bei der Familie eingeladen. Als ich mich nach der Rückkehr meiner Eltern bei ihnen beschweren wollte, entgegnete meine Mutter nur lakonisch: „Es ging ja scheinbar auch so ganz gut …“ Ein Jahr später fuhren meine Eltern wieder in den Urlaub – auch diesmal ohne mich. Geld hatten sie mir diesmal dagelassen – allerdings nur so viel, dass ich geradeso zurechtkam und nicht einmal für kleine Naschereien Spielraum war. Allerdings waren genau zum Zeitpunkt ihrer Abfahrt keine Kohlen mehr da – wir heizten damals noch mit Öfen. Die Lieferung war einen Tag nach Urlaubsende meiner Eltern eingeplant. Zum Glück hatte ich viele gute Freundinnen, bei denen ich mich tagsüber aufhalten konnte – Wärmehallen gab es damals noch nicht, die kamen erst später wieder ins Gespräch. So musste ich nur zum Schlafen nach Hause in die kalte Wohnung. Ob meine Eltern ein schlechtes Gewissen deshalb hatten? Meine Mutter lachte nur und sagte: „Junge Menschen können doch mit Kohle im Keller eh nichts anfangen, sie kennen nur noch Kohle auf dem Konto oder im Portemonnaie“. Heute ist wieder überall Sparen angesagt. Weniger Fleisch essen, weniger Auto fahren, weniger fliegen, weniger Wohnraum beanspruchen, weniger heizen, weniger konsumieren und und und. An sich würde mir das Sparsamsein ja nicht schwerfallen, aber neben so manchem vernünftigen Vorschlag werden auch immer absurdere Forderungen hoffähig. Und das schlägt mir auf den Magen. Diesmal ist zwar meine Mutter nicht schuld – diesmal ist alles viel schlimmer. Es ist Vater Staat mit immer neuen Vorschlägen zur Genügsamkeit. Nur in einer Hinsicht darf es immer mehr sein – beim Steuerzahlen. Also bleibt uns gar nichts weiter übrig, als genügsam zu sein, denn dass materieller Besitz nicht alles ist, machen uns unsere südlichen Landsleute vor. Schließlich geht schwäbisches Shopping so: Mir kaufet nix, mir gucket bloß!