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4 WGLi-Umschau | 3-2019

                           Sozial, sicher und bezahlbar

                           Warum die Politik mit ihrem Mietengesetz falsche Akzente setzt

                           Der Berliner Wohnungsmarkt ist in Bewegung: Weil die Nachfrage nach bezahlbarem Wohn-
                           raum das Angebot übersteigt, reagiert die Politik mit verschiedenen Instrumenten. Nach dem
                           Mietspiegel und der sogenannten Mietpreisbremse sollen die Mieten nun zusätzlich mit einem
                           „Mietendeckel“ begrenzt werden. Das soll für alle Vermieter gelten – zum großen Unverständ-
                           nis der WGLi Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg eG. Denn soziales, sicheres und bezahlbares
                           Wohnen gehört schon immer zu den Grundsätzen der Genossenschaften.

1	 Neue Balkone in der     Eine 2-Zimmer-Wohnung mit einfacher Ausstattung        unter den Mietgrenzen liegt, muss mit einer Mieter-
   Dolgenseestraße. Kommt  für 900 Euro Warmmiete – derartige Angebote sind       höhung um 0,25 Euro pro Monat und Quadratme-
   das Berliner Mieten-    in Berlin inzwischen keine Seltenheit mehr. Die Mie-   ter rechnen (siehe auch www.wgli.de). 2018 betrug
   gesetz, werden solche   ten steigen von Jahr zu Jahr, denn die Nachfrage       die Nettokaltmiete für eine WGLi-Wohnung durch-
   Investitionen künftig   nach Wohnraum ist in der Hauptstadt größer als das     schnittlich 5,68 Euro pro Monat und Quadratmeter.
   erschwert.              Angebot. Und das führt zu immer höheren Miet-          Damit liegen die Mieten immer noch deutlich unter
                           preisen. Der Berliner Senat will diese Entwicklung     den im Berliner Mietspiegel ausgewiesenen Richt-
2	 Neuer Fahrstuhl in der  stoppen und über das „Berliner Mietengesetz“ die       werten (siehe Grafik).
   Landsberger Allee:      Mieten quasi einfrieren. Es soll beispielsweise weder
   Kosten dafür werden     Mieterhöhungen noch eine höhere Miete bei Neu-         „Unsere Mieten sind sicher und bezahlbar“, sagt
   nicht auf die Mieter    vermietung geben (siehe Infokasten).                   WGLi-Vorstand Monika Thiele. Der Mietendeckel
   umgelegt.                                                                      sei pauschal und träfe mit den Genossenschaften
                           Was zunächst nach einem guten Ansatz klingt, ist       die Falschen, wenn er kommt. Auch eine Genossen-
3	 Im August verabschie-   im Einzelnen für die Wohnungsunternehmen ein           schaft muss als Wohnungsunternehmen wirtschaft-
   deten die Berliner      großes Problem. Vor allem Vermieter des gemein-        lich denken – sie kann nur das ausgeben, was sie
   Genossenschaften ein    wohlorientierten Wohnens wie die WGLi betrach-         eingenommen hat. Vor allem, wenn die Wohnun-
   Positionspapier zum     ten das vom Senat geplante Gesetz mit größter          gen vor Übergabe an neue Mieter baulich wie tech-
   Mietendeckel.           Skepsis. Denn sichere und sozial verantwortbare        nisch auf einen neuen Standard gebracht werden.
                           Wohnungsversorgung ist das Grundprinzip für die        Allein für eine 1-Zimmer-Wohnung kommen schon
                           Genossenschaft. Das ist schon in ihrer Satzung         mal bis zu 15.000 Euro an Investitionen zusammen
                           verankert und wird über Jahrzehnte gelebt. Zum         (siehe auch Seite 6). Legt die Politik an dieser Stel-
                           Ausdruck kommt es insbesondere auch mit dem            le für die Neuvermietung die alte Miete fest, bleibt
                           bereits seit 2011 festgelegten Mietenkonzept, das      die Genossenschaft auf ihren Kosten „sitzen“. Denn
                           im Sommer vergangenen Jahres für weitere fünf          eine höhere Miete bei Neuvermietung soll dann
                           Jahre fortgeschrieben wurde. Demnach haben zwei        ausgeschlossen werden. Dies wäre unabhängig von
                           Drittel der WGLi-Mitglieder bis 2023 keine Miet-       der Höhe der Vormiete, die bei der WGLi teilweise
                           erhöhungen zu erwarten. Die Mietgrenzen (ohne          noch bei ca. 4,50 Euro pro Quadratmeter und Mo-
                           Neubau) wurden in Abhängigkeit der Wohnungs-           nat liegt. Das schmälert wiederum die Einnahmen.
                           größen zwischen 4,95 Euro (Wohnungen ab 80             Doch genau die sind wichtig, um weiter in den Woh-
                           Quadratmeter) bis 6,25 Euro pro Quadratmeter und       nungsbestand zu investieren. Aktuell gibt die WGLi
                           Monat für kleine Wohnungen festgesetzt. Nur wer        Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg eG jedes

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