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WGLi-Umschau | 3-2015  13

Marktgeschehen am Alex

Berliner Geschichte

Gerhard Heinicke, Mitglied unserer Genossenschaft, hat ein Faible für die Berliner Stadtgeschichte.
Insbesondere die historische Mitte Berlins hat es ihm angetan (siehe WGLi-UMSCHAU 1/2015, S. 13).
Wir versprachen eine Fortsetzung seiner Ausführungen zu einem Thema, das auch für viele Lichten-
berger von Interesse ist:

Historische Zentralmarkthalle am Alex                     Wir holten dort Koffer mit dem Aufkleber „Lebende             Wochenmärkte in
Ihre Lebensmittel besorgten sich die Berliner bis in das  Blumen“. Später konnte ich meinen Kindern dort nicht          Lichtenberg in der Nähe
19. Jahrhundert auf Märkten. Da Stände oder Tische        nur in einem S-Bahnbogen Küken, Kaninchen und an-             von WGLi-Wohnanlagen
nur für leicht verderbliche Waren gestattet waren,        dere von Kleingärtnern gesuchte Haustiere zeigen. Und         Tuchollaplatz
wurde das Angebot auf dem Straßenpflaster ausge-          natürlich, der Silvester-Karpfen wurde hier gekauft.          Freitag,
legt. Neben Käufern waren hier auch Hunde und ver-        Die bereits in den 1920er Jahren vorgenommene Pla-            12 - 19 Uhr
schiedenes Getier ständige „Gäste“. Diese Zustände        nung eines Großmarktes im Bereich des Bahnhofs                Friedrichsfelde Ost/
veranlassten den Magistrat, Markthallen nach Pariser      Beusselstraße kam nun im politischen Westteil der             Seddiner Straße,
und Londoner Vorbild zu erbauen.                          Stadt zur Vollendung.                                         Montag - Freitag,
Die Eröffnung der ersten Hallen erfolgte 1886. Vor-       Nach 1968 kam durch die Neuplanung des Stadtzen-              8 - 18 Uhr
gesehen war eine zentrale Halle am Alexanderplatz,        trums auch die Zentralmarkthalle 1 unter die Spitz-           Bärenschaufenster/
die mit Bahnanschluss versehen war. Güter aus allen       hacke. Heute verläuft durch das einstige Gelände der          Am Tierpark,
Landesteilen wurden hierher per Bahn gebracht und         Zentralmarkthalle die in diesem Bereich etwa ab der           Montag, Donnerstag, Freitag,
an die im Stadtgebiet nach dortigen Erfordernissen bis    Marienkirche neu angelegte Karl-Liebknecht-Straße.            8 - 18 Uhr
1893 erbauten 13 Hallen ausgeliefert.                     Teilweise noch intakte Keller der Zentralmarkthalle           Herzbergstraße/Weißenseer
Die Halle am Alex war also „Zentralmarkthalle“. Ihre      werden heute vom Motorrad-Museum genutzt.                     Weg (Roederplatz)
zwei Häuser bedeckten eine Fläche von 20.200 qm           Aus der Zentralmarkthalle wurde in DDR-Zeiten eine            Dienstag und Freitag,
entlang des Stadtbahnviadukts zwischen der Roch-          gern genutzte Markthalle. Damals war hier an den un-          8 - 17 Uhr
und der Panoramastraße. Beide Häuser trennte die          terschiedlichsten Ständen für Lebensmittel, Haushalts-        Anton-Saefkow-Platz
heutige Rosa-Luxemburg-Straße. Hinzu kamen 600 qm         waren oder Pflanzen so manche DDR-Rarität überhaupt           Dienstag, Donnerstag,
dazu gemieteter Stadtbahnbögen, die einen direkten        oder eher als anderswo zu bekommen. So motivierten,           10 - 18 Uhr
Markthallenzugang von der heutigen Dircksenstraße         was heute für jüngere Leute nicht mehr vorstellbar ist,
gestatteten. Vor beiden Häusern verlief die heute nicht   frische Champignons, Bananen oder auch Palmen so-                  1
mehr vorhandene Neue Friedrichstraße. Beide Hallen        gar Leute von weiterher
waren einschließlich des Kellergeschosses drei Etagen     zu einem Besuch der                                      Historische Fotos
hoch. Trotz ihrer Größe stellte sich spätestens 1920 zur  Berliner Markthalle. Sie                                 der Berliner
Werdung von „Groß Berlin“ heraus, dass die Zentral-       wurde 1993 zum Berlin-                                   Zentralmarkthalle am
markthalle für die Versorgung der Stadtbevölkerung zu     Carré umgebaut. Damit                                    Alexanderplatz
klein konzipiert war. Das Umfeld der Zentralmarkthalle,   ging der alte Markthal-
die dortigen öffentlichen Straßen nach allen Seiten, war  lencharme leider unwie-                                  1	1952: HO-Verkaufs-
ständig mit Fahrzeugen verstellt. Auch hier verkauften    derbringlich verloren.                                     stelle mit Blick auf den
Händler ihre Waren. Nach Kriegszerstörungen wurden        Für Anfang 2016 ist                                        Wurstwarenstand.
beide Häuser wieder aufgebaut und konnten 1950 in         eine Neueröffnung, vor
alter Schönheit voll genutzt werden. Auch Warenliefe-     allem mit einem Kauf-                                    2	1952: Über 800
rungen per Bahn waren wieder an der Tagesordnung.         landmarkt, geplant.                                        Stände bieten eine
Ich erinnere mich an einen Schulfreund, dessen Mutter                                                                Fülle von Waren.
einen Blumenladen betrieb. Öfter ging ich mit meinem      Gerhard Heinicke
Freund in einen S-Bahn-Bogen an der Dircksenstraße.                                                                3	1965: Die Berliner
                                                             3                                                       Zentralmarkthalle am
   2                                                                                                                 Alexanderplatz ist ein
                                                                                                                     beliebtes Einkaufszen-
                                                                                                                     trum für viele Berliner.
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