Page 12 - WGLi_Umschau-3-2015
P. 12
12 WGLi-Umschau | 3-2015
uRnudhwesatsadnadnn? Rudern, eine Leidenschaft fürs LebenErfaMhreuinnguenngeunnd
Lothar Heller (75) empfindet es als dass damals mit ihm so manche WGLi-Nachbarn den
großes Glück, von der Jugend bis Ruderern die Daumen drückten, ohne zu ahnen, dass
ins Alter einer großen Leidenschaft deren Trainer seit 1973 ihr Nachbar ist und vielleicht
nachgehen zu können. Komplettiert so manchen Trainingsplan auch in seinem WGLi-
wird dieses Glück für ihn durch die Möglich- Zuhause ausgetüftelt hat.
keit, seinen Sport mit Gleichgesinnten, auch aus Um mehr Zeit für seine Familie zu haben, gab Lothar
früheren Zeiten, auszuüben. Heller kurz vor 1990 das Traineramt ab und wechselte
Wanderrudern im Achter mit Sportfreunden aus dem Jörg Lucke (Olympiasieger 1968/1972), Steuermann Klaus
Eisenbahn-Sportverein Schmöckwitz e. V., Lothar Heller ist Dieter Neubert (Olympiasieger 1972), Trainer Lothar Heller,
der 3. Ruderer von vorn Wolfgang Gunkel (Olympiasieger 1972)
In seiner Jugend war Lothar Heller Ruderer, später in die Clubleitung des SC Berlin-Grünau. Als die Wen-
mehr als 20 Jahre Trainer, sehr erfolgreich auch in de kam und der Rudersport in das neue System über-
der Nationalmannschaft der DDR. Nun sitzt er wieder führt werden musste, waren hier so manche schmerz-
selbst im Boot und betreibt Wanderrudern über die lichen Entscheidungen zu treffen. Die Aufgaben, die
Gewässer von Berlin und Umgebung. die Sportclubs in der DDR für den Leistungssport vom
Ebenso wie andere Ehemalige, die es einst mit un- Training bis zur sportwissenschaftlichen Betreuung
terschiedlichen Lebensläufen in alle Welt verschla- erfüllten, oblagen in der Bundesrepublik und West-
gen hatte, kehrte Lothar Heller in seinen ersten berlin zu dieser Zeit den Olympiastützpunkten, die in
Ruderverein zurück. Ein- bis zweimal pro Woche den Bundesländern als Betreuungs- und Serviceein-
betreibt er seinen Sport im Achter des Eisenbahn- richtung für die Kaderathleten dienten.
Sportvereins Schmöckwitz e. V. (ESV). Regelmäßig Anfang der 90 er Jahre wurde der in Westberlin und
werden hier jedoch nicht nur die Ruderblätter, son- in Hohenschönhausen befindliche Teil des Olympia-
dern auch Pinsel, Spachtel oder Schleifpapier beim stützpunktes Berlin im Sportforum vereint. Lothar
Arbeitseinsatz für den Verein in die Hand genom- Heller wurde hier Laufbahnberater für Sportler un-
men. Dann werden Fenster gestrichen, Fliesenar- terschiedlicher olympischer Disziplinen. Er kümmerte
beiten ausgeführt oder Boote repariert. Besonders sich um die Koordinierung des Leistungssports mit
Letzteres wird mit großer Sorgfalt betrieben, um der schulischen, studentischen und beruflichen Aus-
die noch immer gern genutzten Boote aus den bildung der Athleten. Das ist Geschichte.
1920 er und 30 er Jahren zu hegen und zu pflegen. Viele Stunden seiner Lebenszeit verbringt Lothar Hel-
Lothar Heller schätzt das Rudern als eine Sportart, ler heute in seinem „alten“ Sportverein. Gerudert
bei der auch das soziale Verhalten und das vertrau- wird zu jeder Jahreszeit, es sei denn, Eis verhindert
ensvolle Miteinander einen großen Stellenwert ha- vorübergehend das Wanderrudern.
ben, heute wie damals. Lothar Hellers Resümee lautet: „ Neben einer erfüllten
Nach dem Studium an der DHfK Leipzig (Deutsche Partnerschaft, betrachte ich das Sporttreiben in der
Hochschule für Körperkultur) begann Lothar Hel- Gemeinschaft als eine glückversprechende Lebens-
ler 1967 als Trainer, zunächst im Nachwuchsbereich form im Alter, umso mehr, wenn im doppelten Sinne
und ab 1973 im Spitzensport. Er trainierte zum Bei- des Wortes Menschen mit im Boot sind, mit denen
spiel Wolfgang Gunkel und Jörg Lucke, die mit Steu- man sein Hobby, wie auch Lebenserfahrungen und
ermann Bernd Fritsch im „Zweier mit Steuermann“ Erlebnisse aus jungen Jahren teilen kann. Das schließt
1975 in Nottingham Weltmeister wurden. Bei den natürlich nicht aus, sich neuen Dingen zu öffnen und
Olympischen Spielen in Seoul 1988 errang der „Vierer sich für aktuelle Entwicklungen, auch im Sport, zu in-
ohne Steuermann“, für den sich zwei seiner Ruderer teressieren.“
qualifizierten, die Goldmedaille. Es ist gut vorstellbar,