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WGLi-Umschau | 1-2022 5
WEINE NICHT, WENN DER REGEN KOMMT ©CKS Express Baumanagement G
Mit dem Abwasserkonzept erfüllt die WGLi mehr als die gesetzlichen Anfor- Rohr im
derungen: Denn um die auch in der Stadt extremer werdenden klimatischen Erdreich
Bedingungen in ihrer Folge abzufedern, treffen wir wichtige Maßnahmen: Das zusammenge-
auf Häuser auftreffende Regenwasser gelangt in der Regel zusammen mit dem brochen (links) und
Abwasser in die Berliner Kanalisation. „In einem Pilotprojekt haben wir stel- verwurzeltes Rohr
lenweise die Niederschlagsentwässerung vom Abwassernetz abgekoppelt und
drei große Versickerungsanlagen geschaffen”, sagt Stephan Böttcher vom Tech- (rechts)
nischen Management. Das entlastet nicht nur das Abwasserrohrnetz, sondern
ist im Sinne eines umfassenden Umweltschutzes. Das Regenwasser versickert
unmittelbar in den WGLi-Höfen und sorgt nicht nur für üppiges Grün, sondern
führt das Wasser auch dem Boden zurück, wo es wieder ins Grundwasser ein-
gehen kann. Durch die Verdunstung an der Oberfläche sorgt das Regenwasser
zusätzlich für ein angenehmes lokales Klima mitten in der Stadt. Übrigens: Ab-
geleitetes Abwasser schlägt sich auf die Betriebskosten nieder. Versickerungsan-
lagen schonen deshalb nicht zuletzt den Geldbeutel der WGLi-Mitglieder.
mbH
©SkyLine/stock WIR HABEN DEN KANAL LÄNGST NICHT VOLL
Selbst über dreißig Jahre nach dem Fall der Mauer lässt sich die Teilung der Stadt
noch am Abwasser nachvollziehen: „Die Haushalte im Osten der Stadt verbrau-
chen weniger Wasser und produzieren so auch weniger Abwasser”, weiß Ste-
phan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe. „Die Ursache dafür liegt auch
in der moderneren Ausstattung der Haushalte”. Wassersparende Haushaltsgroß-
geräte zogen allmählich in die Küchen und die Bäder, deren Armaturen durch
Sanierungen der Häuser ebenfalls modernisiert wurden. Obwohl es wichtig ist,
Trinkwasser als Ressource sparsam zu nutzen, birgt Sparsamkeit für das Kanalsys-
tem einige Probleme, wenn bestimmte Faktoren hinzukommen: „Das Berliner
Kanalsystem ist eine Gefällekanalisation, hier wirken Schwerkraft und Wasser als
Transportmedium zusammen”, so Natz. Fließt wenig Wasser, ist das System stör-
anfälliger. „Ein echtes Problem: Die Berliner entsorgen über das Abwasser Dinge,
die eigentlich nicht in die Kanalisation gehören. Feuchttücher und Hygieneartikel
sind ein echtes Problem”, so Natz. Aus den kunstfaserhaltigen Produkten bilden
sich gigantische reißfeste Zöpfe, welche die größten Pumpwerke lahmlegen kön-
nen; denn das Signet „spülbar” auf den Packungen der Feuchttücher heißt nicht
unbedingt „pumpbar”.
120 l 36 H2S
Tonnen
Abwasser Schwefel-
... erzeugt jeder wasser-
Berliner
am Tag. stoff
... bildet sich bei
Verstopfungen und
Fettablagerungen: es ist
ungefährlich, stinkt aber.
... entsteht durch eine
.adobe.com ©Konstantinos Moraiti/stock.adobe.com chemische Reaktion aus H2SO4
H2S und ist stark ätzend,
... brachten die in den Abwasser- zersetzt selbst Beton und Schwefel-
leitungen der WGLi herausgefrästen säure
Fettkrusten auf die Waage, so viel frisst sich leicht durch
wie vierundzwanzig (!) Pkw. Rohrleitungen.