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4 WGLi-Umschau | 1-2022
Bis in den letzten Winkel
Das WGLi-Abwasserkonzept erhält die Lebensadern unserer Häuser
Zu den wichtigsten Lebensadern eines Hauses zählen die Abwasserleitungen.
Ein gut funktionierendes Abwasserrohrnetz ist in der heutigen Zeit schon unter
normalen Bedingungen vielen Belastungen ausgesetzt: Neben dem alltäglichen
Schmutz werden Dinge in die Rohrleitungen entsorgt, die da gar nicht hinge-
hören. Doch auch der Regenentwässerung kommt bei den immer öfter vorkom-
menden Starkregen eine größer werdende Bedeutung zu. Das Abwasserrohrnetz
nachhaltig auch für die künftigen Generationen von Bewohnern zu erhalten, das
hat sich die WGLi in einem 2015 begonnenen Großprojekt vorgenommen.
WIR SCHAFFEN GRUNDLAGEN FÜR DIE ZUKUNFT
Undichte oder verengte Stellen im Abwassersystem können sich erst nach Jahren bemerkbar machen.
Damit es gar nicht erst zu einer Havarie kommt, trifft die WGLi mit ihrem Abwasserkonzept eine
besondere Vorsorge. Immer neue gesetzliche Anforderungen machen es zudem notwendig, das
Abwassernetz in seinem Gesamtbestand im Detail zu erfassen, um daraus auch künftig ge- 10 Kilometer
genüber Behörden entsprechende Nachweise ableiten zu können. „Die WGLi verantwortet als fuhren die
Eigentümerin von Grundstücken und Häusern, dass der Boden und das Grundwasser nachweis- Roboter im
bar vor Verunreinigungen geschützt sind”, sagt Stephan Böttcher.
Auftrag
Seit 2015 setzt der Diplom-Ingenieur vom Technischen Management das WGLi-Abwasserkon- der WGLi
zept um – ein Grundlagenprojekt, das dieses Jahr abgeschlossen wird. Das Konzept sieht vor, den
gesamten Bestand des WGLi-Abwassernetzes mit seinen Leitungen für Regenwasser, Schmutzwasser ©CKS Express Baumanageme
und Mischwasser mit den exakten Verläufen nicht nur zeichnerisch zu erfassen, sondern mit Kamera-
und Roboterfahrten auch in Augenschein zu nehmen und so Schäden zu ermitteln. „Nach einem defi-
nierten Schadensbild priorisieren wir die Reparatur der Schäden und beheben sie gleich oder in fest de-
finierten Zeitabständen”, sagt Stephan Böttcher. Hier gehe es nicht nur um den technischen Werterhalt
der komplexen Anlage – das verzweigte Netz ist rund 10 Kilometer lang – sondern auch um ökologische nt GmbH
und ökonomische Aspekte. Wichtig ist auch der spürbare Nutzen für alle WGLi-Haushalte. Denn defekte
Rohrleitungen machen sich bei sensiblen Nasen bemerkbar oder könnten im schlimmsten Fall zum Rückstau füh-
ren: „Der größte Feind unserer Abwasserleitungen sind Fettablagerungen, die zu Rohrquerschnittsverengungen
von bis zu 90 % führen”, erklärt Stephan Böttcher. Rohre frei zu bekommen, ist nicht einfach, denn ein relevanter
Teil der Grundleitungen ist im Fundament der Häuser tief unter der Erde verlegt. Zum unterirdischen Einsatz ka-
men deshalb computergestützte Fräsroboter: „Am höchsten war der Aufwand in den Häusern des
Typs QP 71, hier brauchten die Roboter mehrere Wochen, um die Leitungen frei zu fräsen”,
resümiert der Projektleiter. Risse und undichte Stellen wurden ebenfalls beseitigt oder
sind noch zur fristgesetzten Beseitigung vorgesehen. In einem sogenannten graben-
losen Verfahren werden harzgetränkte Kunststoffschläuche (sog. Liner) eingebracht
und ausgehärtet. Die so reparierten Rohre haben eine Lebensdauer von rund 50
Jahren. Kostspielige Tiefbauarbeiten zur Rohrsanierungen werden auf diese Weise
zum größten Teil unnötig.
Über Jahre
sammeln sich
Ablagerungen
Dipl.-Ingenieur Stephan Böttcher ©WGLi/Stephan Böttcher ©WGLi/Stephan Böttcher
begleitete das langjährige WGLi-
Abwasserkonzept.
Fotos: WGLi / Karolina Wrobel