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6 WGLi-Umschau | 2-2021
Mehr Häuslichkeit, andere Gaunereien?
Das Landeskriminalamt antwortet zu Fragen der Sicherheit
Vom Enkeltrick bis zu Wohnungseinbrüchen: viele Strategien von Straftätern sind allgemein be-
kannt. Und wer öfter Zuhause ist, fühlt sich meist sicherer. Doch in der Pandemie ändern Verbrecher
ihre Strategien. Yvonne Schiefer ist in der Prävention beim Landeskriminalamt für die Senioren-
sicherheit zuständig. Sie kennt die neuesten Tricks der Diebe und Gauner.
©Polizei Berlin Frau Schiefer, inwiefern haben sich die Schlüsseldienst anrufen zu dürfen. Grundsätzlich
Straftaten rund um den häuslichen Bereich sind diese Taten alle ähnlich aufgebaut: Es gibt ei-
Yvonne Schiefer ist im in der Pandemiezeit verlagert? nen Überrumpelungseffekt durch eine für das Opfer
Berliner Kriminalamt für Die Zahl der Einbrüche in Wohnungen hat sich in Ber- überraschende Situation und es wird Druck ausge-
Prävention und Senioren- lin im Jahr 2020 um 895 im Vergleich zum Vorjahr übt; immer verbunden mit dem Ziel, entweder in die
sicherheit zuständig verringert. Das macht laut der polizeilichen Kriminal- Wohnung zu gelangen, um unbemerkt stehlen zu
statistik ein Minus von 11,2 Prozent. Dieser Rückgang können, oder das Opfer am Telefon zur Herausgabe
Beratungstelefon: ist sicherlich in Zusammenhang mit Corona zu sehen. von Bargeld oder Wertsachen an eine Mittelsperson
(030) 4664 979222 Und auch bei den Raubdelikten kam es im letzten Jahr zu bewegen.
zu einem Fallzahlenrückgang. Beim Handtaschenraub
beispielsweise gab es mit 134 Fällen 55 Fälle weniger Gefahr droht nicht immer nur von Fremden.
als im Jahr 2019. Gerade in Zeiten, in denen Menschen wegen
Bei den Tricktaten in der Wohnung und am Telefon auferlegten Kontaktbeschränkungen isoliert
sind die Täterinnen und Täter hingegen nach wie vor leben, ergeben sich mehr Möglichkeiten, die
aktiv. Gutgläubigkeit Älterer auszunutzen. Wor-
auf sollte man jetzt besonders achten?
Welche sind die neuesten Tricks am Telefon? Ältere Menschen sind in der ein oder anderen
Seit wir Corona haben, wird der altbekannte Enkel- Form auf Unterstützung durch andere angewiesen.
trick auch unter dem Vorwand, an Corona erkrankt Manchmal ist der Beistand bei Behördengängen,
zu sein, versucht. Der Straftäter gibt an, er benötige Bankgeschäften oder Arztbesuchen notwendig. Hilfe
eine hohe Geldsumme für ein lebensrettendes Medi- wird oft mit einer Vollmacht realisiert, die die Betrof-
kament. Das ist ein echter „Schockanruf“, wie wir das fenen ihren Helfern erteilen, damit diese überhaupt
in der Polizeiarbeit bezeichnen. Andere „Schockanru- handlungsfähig sind. Vollmachten können aber auch
fe“ sind zum Beispiel ein angeblich schuldhaft verur- missbraucht werden, zum Beispiel durch Veruntreu-
sachter Verkehrsunfall, der eine Kautionshinterlegung ung. Deshalb ist ein sorgsamer und wohlüberlegter
erfordert oder der falsche Polizist am Telefon, der vor Umgang mit der Erteilung von Vollmachten wichtig.
einem vermeintlichen Einbruch warnen möchte. Informieren Sie sich rechtzeitig zu diesem Thema,
Auch die Tricktaten an der Wohnungstür variieren auch auf unserer Internetseite der Polizei Berlin:
vom Klassiker „falscher Handwerker“ und „Zettel-
trick“ bis hin zum angeblich neuen Nachbarn, der www.berlin.de/polizei/aufgaben/praevention/
sich ausgeschlossen hat und nun darum bittet, beim vollmachtsmissbrauch/
MEHR TIPPS FÜR MEHR SICHERHEIT
Die Zentralstelle für Prävention im Landeskriminalamt Berlin informiert
So schützen Sie sich vor Trickbetrügern:
• An der Wohnungstür und am Telefon nicht gutgläubig sein. Hier muss es heißen
„Vorsicht ist besser als Nachsicht“ – Auch auf Kosten von Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit!
• Niemals Fremde in die Wohnung lassen und am Telefon keine persönlichen Angaben
zur Person machen!
• Niemals Geld an Mittelspersonen übergeben oder auf ein unbekanntes Konto überweisen.
• Niemals erscheint die Polizei bei Ihnen, um Wertsachen entgegen zu nehmen, sie in Sicherheit
zu bringen oder auf Echtheit zu prüfen.
Im Notfall rufen Sie die Polizei unter der Telefonnummer 110!
