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WGLi-Umschau | 1-2020 9
Gabriele Mudring , Fennpfuhl
Es ist in den vergangenen zwei Jahren zu einer netten
Tradition geworden, dass sich Gabriele Mudring mit
einigen Nachbarinnen privat ab und an zum Kaffee-
kränzchen trifft. Die kleine Runde ist gut miteinander
vertraut, schließlich wohnen sie alle schon seit 1975
Tür an Tür. Früher war man mit einander bekannt und
traf sich unter anderem mal im Rahmen der „Hausge-
meinschaft“, wenn zum Beispiel der Vorgarten zu reini-
gen war. Heute beschränken sich viele Begegnungen nur
auf „Guten Tag“ und „Guten Weg“, da die Mieter, insbe-
sondere der Einraum-Wohnungen, häufig wechseln. „Das
Hochkantdorf lebendig machen“ ist der Name eines Projekts
des Bezirksamtes Lichtenberg (Abteilung Gesundheit), bei
dem sich Frau Mudring nun ehrenamtlich engagiert. Mit dem
Hochkantdorf sind die Aufgänge in den Häusern der Großsied-
lungen gemeint, in denen so viele Menschen wie in einem klei-
nen Dorf wohnen. Während es auf dem Lande oft durchaus gesellig
zugeht, droht in der Großstadt die Einsamkeit. Und dagegen
will die 69-Jährige etwas unternehmen. Sie verteilt Zettel
in der Nachbarschaft, bietet sich als Ge-
sprächspartnerin an.
Renate Nerlich , Fennpfuhl
Gut zehn Jahre ist es her, dass sich Renate Nerlich über den Müll
vor ihrem Haus in der Landsberger Allee ärgerte. Dort lagen immer
wieder Zigarettenkippen, Bonbonpapier, Taschentücher oder Getränke-
flaschen. Kurzerhand entschied sie sich, dem Hausmeister dabei zu
helfen, die Vorgärten und die Durchgänge von dem Müll zu befreien.
Während die WGLi Besen und Müllsäcke bereitstellt, hilft sie selbst mit
Greifer und Harke aus dem eigenen Garten aus. Mehrmals im Monat fegt
und sammelt sie, meist dauert so eine Aktion zwischen einer und anderthalb
Stunden, bis ein kompletter Abfallsack gefüllt ist. „Mich stört der Dreck unge-
mein“, sagt Frau Nerlich. Inzwischen sorgt sie auch auf dem Parkplatz für Sau-
berkeit oder hinterm Haus. Erwischt sie mal einen der Verursacher, stellt sie ihn
prompt zur Rede. So manches Mal werde sie für ihre Aktionen belächelt, berichtet
die Seniorin. Das ficht sie jedoch nicht an. Ganz im Gegenteil:
Trifft sie Nachbarn, geht sie offensiv auf sie zu
und wirbt dafür, es ihr gleichzutun.
Wolfgang Senger , Fennpfuhl
Wachsam und immer unterwegs für die Nachbarschaft:
das sind Eigenschaften, die Wolfgang Senger auf sich vereint.
Schon zu DDR-Zeiten machte er sich als Vorsitzender der Haus-
gemeinschaftsleitung für seinen Aufgang in der Rudolf-Seiffert-
Straße verdient. Und auch heute, mit 82 Jahren, ist er immer noch
aktiv. Der frühere Diplom-Ingenieur ist gewähltes Mitglied unse-
rer Vertreterversammlung und engagiert sich im KiezForum 6.1.
So bringt sich Herr Senger mit seinen Mitstreitern und der Ge-
schäftsstelle etwa bei Bauvorhaben ein, sucht den Dialog mit
Kommunalpolitikern oder Investoren. Dadurch gelang es, Einfluss
auf die Gestaltung neuer Wohnhäuser zu nehmen, die vor der
Haustür entstehen. Aktuell liefert er Ideen, wie der Innenhof sei-
ner Wohnanlage gestaltet werden kann. Einem täglichen Ärger-
nis, dem Hundekot, begegnet er mit Humor und Hartnäckigkeit.
Sieht er die Hinterlassenschaft eines Vierbeiners, „dekoriert“ er
diese mit einem kleinen Schild, auf dem „Danke“ steht. Ertappt
er einen Hundehalter, sucht er sofort das klärende Gespräch.