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© Peter Herlitze

Immer wieder montags

September 2021

Eigentlich habe ich immer gute Laune. Na ja, bis mir die ersten muffigen Mitmenschen begegnen. Montags ist es besonders schlimm. Da scheinen alle schlechte Laune zu haben. Wenn Herr Müller zur Arbeit geht, sagt er nicht wie sonst fröhlich „Schönen Tag auch!“, sondern knurrt und schaut mich so böse an, dass ich vor Angst eine Gänsehaut bekomme. Auch die Kinder im Haus sind montags nicht besser drauf. Wenn etwas kaputt gemacht wird, dann meistens Montag. Irgendwie verstehe ich jetzt auch das Lied „I don‘t like mondays“, wo ein Jugendlicher vom Richter nach seinem Motiv für einen Doppelmord gefragt wird. Seine lapidare Antwort: Weil ich keine Montage mag. Anstatt mich auch runterziehen zu lassen, wollte ich es mal wieder anders als die anderen machen und den Spieß umdrehen. Nun schöpfe ich montags frische Kraft aus der schlechten Laune meiner Nachbarn. Jeder ihrer Knurrer bringt mich in Höchstform, sodass ich abends oft gar nicht mehr weiß, wohin mit meiner Kraft. Auf dem Weg dahin, habe ich natürlich die verschiedensten Methoden der sanften Provokation versucht. Herr Meyer, genervt von den vielen Aufgaben seiner Frau für die kommende Woche, passe ich vor seiner Fahrt zur Arbeit gleich am Fahrstuhl ab. Wenn ich ihm dann mit zusätzlichen Arbeiten komme, wie mal wieder vor den Kellern aufräumen, auch er müsse mal wieder etwas für unser gemeinsames Hochbeet tun oder ob er nicht mal die verbogenen Fahrradständer reparieren könne, geht er jedes Mal sofort in die Luft. Und ich kriege mich vor lauter innerlichem Lachen fast nicht mehr ein. Treffe ich die äußerst strebsame, aber ihre Fähigkeiten auch sehr überschätzende Frau Jansen aus der oberen Etage, muss ich nur fragen, was die diesjährige Aufnahmeprüfung an der Kunstakademie macht. Dann geht ein Geschrei los über die total unfähige Prüfungskommission, die ganz sicher auch einen da Vinci oder Picasso abgelehnt hätte. Wenn ich dann als i-Tüpfelchen bemerke, dass es ja auch sehr glückliche Kassiererinnen oder Bäuerinnen gäbe, sollte ich schon ein paar Meter entfernt stehen. Schlimm finde ich auch die Nachbarn, die das ganze Wochenende über ihre gesammelten Intoleranzen und Phobien nachgedacht haben und nun reden müssen. Bei diesen Nachbarn genügt ein kleiner Funke zur Explosion. Erzählt mir zum Beispiel die stets aufs Ausruhen bedachte Frau Mumpitz, dass ihr ihre Stauballergie wieder so zugesetzt habe, dass sie die letzten Tage keinen Handschlag machen konnte, muss ich nur fragen, warum sie es denn nicht einmal mit Saubermachen als Gegenmittel versucht habe. Ihr Geschrei und wildes Gestikulieren wirbelt bestimmt große Mengen an Staub auf, die ihr merkwürdigerweise jedoch nichts anhaben. Aber ich lasse auch andere an meinen montäglichen Freuden teilhaben. Wenn mir Frau Oechel berichtet, vom vielen Fernsehen am Wochenende kreuzlahm zu sein, jage ich sie durchs ganze Treppenhaus – und nach kurzer Zeit schon fühlt sie sich durch die Bewegung wieder pudelwohl. Nur etwas verdirbt mir den lustigen Montag – nämlich der Dienstagvormittag, wenn mich die spitzfindige Frau Molch regelmäßig fragt: „Na, gestern wieder viel Spaß gehabt beim Leute ärgern?“ Zum Glück finde ich dann jedes Mal die richtigen Worte, um sie eins, zwei, drei auf die Palme zu bringen.