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© Peter Herlitze

Glaubt nicht, ich hätte gern geschockt!

Januar 2022

Als diese Laufbewegung in Gang kam, glaubte ich, dass daran etwas faul sein müsse. Denn das erste, was ich davon mitbekam, fand ich beunruhigend. Vom Sportlehrer Paule aus dem dritten Stock vernahm ich, dass er nun auch unter die Schocker gegangen sei. Und selbst die behäbige Frau Lottermoser ließ verlauten, dass sie in den letzten Monaten ziemlich oft geschockt war. Was zur Hölle hatte es denn nun damit auf sich? Dass es sich so leicht auflöste und der Jogger der Schocker war und man statt geschockt gejoggt war, schockte mich schon ein bisschen. Hätten das die Berliner denn nicht in ihrer Mundart ein bisschen eindeutschen können, etwa „Icke war jejoggt“ zum Beispiel? Dann hätte ich von Anfang an Bescheid gewusst. So musste mir ausgerechnet die Fitztume aus dem Erdgeschoss erklären, was es mit dieser neuen Laufbewegung auf sich hatte. „Na ja“, sagte ich zu ihr, „das hatte ich mir ja eigentlich auch gleich gedacht, nur der Name hat mich etwas irritiert. Ich zeig Dir gerne mal meine Laufausrüstung und dann können wir beide noch eine gemeinsame Runde durch den Park ziehen.“ Natürlich lehnte die Fitztume ab und ich fühlte mich wenigstens teilweise rehabilitiert. Mit dem Laufen hatte ich natürlich geflunkert und wer mich kennt, kennt auch meine Devise, die klare Auskunft über mein sportliches Leistungsvermögen gibt: Um ein Kilo Fett abzubauen, muss man zehn Stunden rennen. Ich kann also ohne Proviant bis nach Nowosibirsk laufen. Aber wer mich kennt, weiß auch, dass ich alles Neue zumindest einmal probieren möchte. Einen Nachbarschaftslauf rund um unseren See sah ich als gute Möglichkeit an, mir zu beweisen, wie gut ich bin. Am Ende der Runde lag ich abgeschlagen auf dem letzten Platz. Nur die ewig stichelnde Erika, ein ganzes Stück vor mir, war noch in Sichtweite. Als sie sich umdrehte, feixte und mich fragte, wie es sich anfühlt, letzter zu sein, platzte mir der Kragen. „Willst Du das wirklich wissen?“, fragte ich sie und schied aus dem Rennen aus. So hatte ich wenigstens noch eine kleine Genugtuung. Mit dem Thema Joggen war ich nun also auch durch. Wenn wieder einmal die Sprache darauf kam, tat ich alles mit ein paar laxen, witzigen Bemerkungen ab. Etwa in der Art: Ich jogge sehr gern, deshalb auch nur äußerst selten. Es soll ja auch etwas ganz Besonderes bleiben. Oder: Joggen im Wald? Was ist, wenn mich ein Jäger aufgrund meiner grazilen Statur für ein Reh hält und schießt? Da bleib ich lieber zuhause! Den letzten Versuch, mich doch noch auf die Laufstrecke zu bringen, machte meine Freundin Ulrike. Mit blumigen Worten beschrieb sie mir das tolle Gefühl, gleich am frühen Morgen zu laufen und dann in den Tag zu starten. Ich sagte ihr, ich hätte nie daran geglaubt, dass ich einmal regelmäßig um 7 aufstehen und joggen würde. Und ich wollte natürlich auch diesmal recht behalten.