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© Peter Herlitze

Für die Erziehung muss man geboren sein

Meine Karriere als Babysitter begann, als mich eines Tages die nette Frau Oechel ansprach, ob ich nicht einmal auf ihre Zwillinge aufpassen könne. Sie hätte Opernkarten für die Hamburger Elbphilharmonie und ich könne doch so gut mit Kindern. Am Tag nach dem Konzert übergab ich die beiden Kinder an ihre Mutter, stolz, dass die beiden schon um 8 Uhr ins Bett gegangen und erst am nächsten Tag kurz vor Mittag aufgestanden waren. Der Ärger kam dann einen Tag später. Während ich glaubte, die beiden Sechsjährigen schliefen, hatten sie eine Flasche Rotwein getrunken, die ihre Mutter am nächsten Tag unter ihrem Bett fand. Dann schlichen sie sich aus der Wohnung und versteckten Knallerbsen unter den Fußmatten der Nachbarn. Allerdings waren nicht die frechen Gören Gesprächsthema der nächsten Tage im Haus, sondern mein angebliches pädagogisches Ungeschick.

Es dauerte eine ganze Weile bis zu meiner nächsten Kinderbetreuung, aber ich war wohl der letzte Strohhalm für die Wilkes, damit sie ihren Kurztrip nach Budapest antreten konnten. Ihr Ferdinand wirke zwar etwas vorlaut und frech, sei aber ein ganz Lieber. Natürlich ließ ich mich breitschlagen und übernahm den Job. Ferdinand erwies sich als aufgeweckter Bursche, half mir sogar im Haushalt und schaute mit mir gemeinsam einen Indianerfilm an. Der Horror begann erst, als er schon eine Weile im Bett war und ich dachte, dass er schläft. Ich war auch schon am Wegsacken, als mein Handy klingelte. Eine tiefe Männerstimme gab mir Instruktionen zur Geldbeschaffung, um dieses dann gegen Ferdinand einzutauschen. Ich war völlig aufgelöst und überlegte hin und her, wie ich dieses Problem lösen könne, ohne irgendeinen Schaden anzurichten. In dem Moment, als ich total verzweifelt war, ging die Kinderzimmertür auf und ein lachender Ferdinand fragte mich, wie mir sein kleines Späßchen gefallen hätte. Zum Schimpfen fehlte mir in diesem Moment die Kraft – aber ich schwor mir, mich nie wieder auf eine Kinderbetreuung einzulassen.

Aber was kümmert einen das Geschwätz von gestern, wenn eine gute Freundin ihre ganze Überredungskunst einsetzt, damit ich ihre dreizehnjährige Tochter für zwei Tage zu mir nehme. Bei einem vernünftigen Mädchen wird schon alles glattgehen, redete ich mir ein. Zumal ich mir ein Programm rund um die Uhr ausgedacht hatte, das ihr keine Zeit für irgendeinen Unsinn lassen sollte. Doch es kam alles ganz anders. Als ich am nächsten Tag gegen Mittag erwachte und mich total zerschlagen fühlte – später erfuhr ich, dass mir mein Schützling Schlaftabletten in den Kaffee gemischt hatte – fand ich meine Wohnung in fürchterlichem Zustand vor: überall leere Bier- und Weinflaschen, zerbrochene Gläser, Chips und Essensreste auf Couch und Fußböden, … Meine Linda hatte über Facebook ein paar Freundinnen einladen wollen, fast vierzig Leute kamen dann zu einer spontanen Party vorbei. Aus Angst vor der Strafe hatte sich mein Wochenendgast vorsorglich zu einer Freundin verzogen. Das ist nun eine Weile her und ich habe mich nie wieder auf so ein Abenteuer eingelassen.

Allerdings fragte mich vor ein paar Tagen die Leiterin der Kita gleich um die Ecke, ob ich wegen des hohen Krankenstandes für ein paar Wochen als Aushilfe zu ihr kommen könne. Ich habe ja gesagt – aber ob das wohl diesmal gut geht?