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© Peter Herlitze

Das Schreiben und das Lesen

Kürzlich unterhielt ich mich mit meinem Nachbarn Herrn Schmitt, dem Geschäftsführer eines großen Handwerksbetriebes. Er klagte mir sein Leid, geeignete Lehrlinge für sein Unternehmen zu finden. Obwohl jedes Jahr dreißig junge Leute hier die Chance hatten, einen gut dotierten und zukunftsträchtigen Beruf zu erlernen, fand er immer weniger geeigneten Nachwuchs. Um nicht die Katze im Sack zu kaufen, setzte er seit eh und je auf eine kleine Aufnahmeprüfung, verbunden mit einem persönlichen Kennenlerngespräch. Viele Jahre funktionierte das ganz gut, manchmal war es sogar schwer zu entscheiden, weil mehr gute Bewerber zur Wahl standen als Ausbildungsplätze vorhanden waren.

Aber seit Jahren zeigte sich ein gegenteiliger Trend. Beim Rechnen war schon mal die Hälfte von 88 ein Problem. Und wenn es darum ging, einen Kundenbrief zu verfassen, war so manches Wort hinterher nicht mehr zu identifizieren. Der Vergleich mit Pisa sagt ja schon seit vielen Jahren, dass da einiges schiefläuft. Aber dass es so schlimm steht! Ich wollte mich mit eigenen Augen und Ohren von diesem Missstand überzeugen und bot einigen Unternehmen an, bei den Auswahlprüfungen für die Azubis als Beisitzer teilzunehmen. Ich war schon auf das Schlimmste eingestimmt – aber schlimmer geht immer! Ein Mädel, das Immobilienkaufrau werden wollte, konnte mit dem Begriff Grundriss nichts anfangen. Ihrer Ansicht nach findet sich immer ein Grund, ein Dokument zu zerreißen. Außerdem wolle sie den Immobilienberuf ohnehin nur kurz ausüben, da sie sich schon bald ihrer wahren Begabung als Influencerin widmen wolle.

Einem angehenden Maler wurde die Frage gestellt, wieviel Quadratmeter Wand ein quadratisches Zimmer mit einer Länge von vier und einer Höhe von drei Metern hätte. Wenn die Farbe alle ist, muss man eben neue holen, lautete seine Antwort. Sein eigentliches Berufsziel wäre ohnehin Popstar – seine ganze Verwandtschaft bewundere seine einmalig ausdrucksstarke Stimme und ohnehin sei er überdurchschnittlich kreativ. „Das Schreiben und das Lesen ist nie mein Fach gewesen …“ – was bisher Operette war, wächst sich nun langsam zum Drama aus. Zumal das alles keine Einzelbeispiele sind, sondern eher ein allgemeiner Trend. Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden, ist eines meiner Lieblingsmottos. Da bleibt mir also nur noch eins – das alles mit Humor zu ertragen. Und mit Neugier, denn wenn Erich Kästner recht hat, bleibt zwar die Dummheit, aber die Dummheiten wechseln. Oder wie Churchill sagte: Lache nie über die Dummheit der anderen. Sie ist deine Chance.