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© Peter Herlitze

Das Pilz-Gericht hat getagt

Dezember 2019

Sobald der Herbst seine kühle und feuchte Seite zeigt, heißt es für mich: Nichts wie raus in den Wald und Pilze gesucht! Soviel wie in diesem Herbst hatte ich jedoch noch nie mit nach Hause gebracht. Und da eine meiner Devisen lautet, nur nichts umkommen zu lassen, wollte ich möglichst viele meiner Nachbarn aus dem Haus an einem kleinen Festessen teilhaben lassen. Aber was sollte es werden? Ich hatte die Qual, mich für eins von fast fünfzig leckeren Pilzgerichten zu entscheiden, die ich in die nähere Auswahl genommen hatte. Sollte es ein leckerer Rahmgulasch mit Pilzen sein? Oder besser meine weltberühmten Hackbällchen, allen im Haus bekannt und liebevoll Hullerschisser genannt, mit Pilz-Kräuterrahm? – Letztlich entschied ich mich für eine Gourmet-Variante nach einem Rezept von Alfons Schubeck – Rahmschwammerl. Einfach zuzubereiten, aber raffiniert im Geschmack. Die Kombination von Petersilie, Knoblauch und Lorbeer würde das feine Aroma der Pilze noch einmal besonders unterstreichen. Außerdem rechnete ich mit vielen Gästen und musste auch dementsprechend kochen. Wie erwartet, fanden sich auch vierzig, fünfzig Nachbarn in unserem Partykeller zusammen. Eine ausgelassene Stimmung herrschte, fast wie bei unseren jährlichen Faschingsfeiern. Es wurde erzählt und gescherzt – und allen schmeckte mein Pilzgericht. Lobende Worte von „noch nie so etwas Köstliches gegessen“ bis „göttlich“ fielen. Natürlich platzte ich fast vor Stolz, musste einem nach dem anderen mein Rezept verraten. Plötzlich kippte unsere junge Frau Hartmann aus der dritten Etage einfach um – und mit ihr die gesamte Stimmung. Da sie nicht wieder schnell auf die Beine kam, holten wir einen Notarzt – und der nahm sie auch gleich mit. Nun ging der Ärger aber erst richtig los. Meine „allerbeste Freundin“ aus dem Haus rief nun: „Da war bestimmt ein giftiger Pilz dabei – oder sogar noch mehr“! Wen also wundert es, dass nun der Reihe nach noch vielen anderen schlecht wurde? Mir wurde auch ganz komisch – aber nicht wegen der Pilze, sondern vor Angst, wirklich einem meiner Nachbarn etwas angetan zu haben. Zitternd griff ich zum Telefon und bat einen mobilen medizinischen Trupp, so schnell wie möglich ins Haus zu kommen. Die fünf Sanitäter entpuppten sich dann im wahrsten Sinne des Wortes als robuste Auspumptruppe. Nach einer halben Stunde waren die Mägen leer und scheinbar auch die Köpfe. Denn jetzt hackten alle geschlossen auf mir herum und unterstellten mir sogar Mordabsichten. Ausgerechnet mir – wo doch gerade ich meine Nachbarn am meisten brauche, auch wenn es nur zum Lästern ist. Wieder einmal hatte ein Gericht über mich getagt – diesmal also ein Pilzgericht. Aber wie so oft hatte ich mir auch diesmal nichts zu Schulden kommen lassen. Denn bereits am nächsten Tag erfuhren wir, dass Frau Hartmanns Umfaller nicht meinen Pilzen geschuldet war, sondern einem Kreislaufkollaps. Seit zwei Wochen widmete sie sich, um gertenschlank und kerngesund zu bleiben, dem Intervallfasten. Allerdings hatte sie die 16:8- und die 2:5-Methode durcheinandergebracht und glaubte, am Tag nur zwei Stunden lang essen zu dürfen – und dann noch so wenig wie möglich. Bei meinen Pilzen hatte sie allerdings der Heißhunger übermannt, sodass sie beim zweiten Nachschlag kollabierte. Wenigstens haben mich die meisten Nachbarn um Entschuldigung gebeten. Aber nächstes Jahr mache ich wahrscheinlich keine Pilze – dann gibt es höchstens eine Pils-Feier. Wem dann schlecht wird, der ist selber schuld.